
Wohnungsmarkt
nzz.ch
August 18, 2025
Der Wohnungsbau in Deutschland dümpelt vor sich hin
Der Bau von Mehrfamilienhäusern kommt nicht voran. Das knappe Angebot lässt die Mieten für Neubauwohnungen rasant steigen. Forderungen linker Parteien nach Enteignung grosser Immobilienunternehmen erhalten dadurch zusätzlichen Rückenwind.
Wohnen ist ein Menschenrecht – mit diesem Slogan ziehen linke Aktionsbündnisse seit Jahren gegen den Wohnungsmangel in Deutschland zu Felde. Die Partei Die Linke machte die Enteignung grosser Immobilienkonzerne zu einem Kernthema ihres Wahlkampfs und übersprang damit die 5-Prozent-Hürde. Sie bewies damit Gespür für die Sorgen der Bürger, die vor allem in den grossen Städten verzweifelt nach bezahlbarem Wohnraum suchen.
Dass die Engpässe bald verschwinden, ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Die neuesten Daten des Statistischen Bundesamts zeigen eine Stagnation bei den Baugenehmigungen. Zwar wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 3700 Neubauwohnungen mehr genehmigt als im Vorjahr, doch das Plus entfiel fast ausschliesslich auf Einfamilienhäuser. Bei Mehrfamilienhäusern, die für die städtischen Wohnungsmärkte entscheidend sind, kam die Entwicklung praktisch zum Erliegen.
Die Zahlen unterstreichen den Abwärtstrend der vergangenen Jahre: 2021 wurden noch knapp 381’000 Wohnungen genehmigt, 2024 nur noch gut 215’000. Auch die Fertigstellungen gingen zurück – von über 293’000 (2021) auf nur noch rund 252’000 (2024).
Die Folgen sind auf den Märkten deutlich sichtbar. Neubauwohnungen werden in beliebten Städten massiv teurer. In Leipzig stiegen die Mieten im vierten Quartal 2024 um 12,7 Prozent, in Stuttgart um 11,7 Prozent und in Köln um 11,1 Prozent. München markiert den Spitzenwert: Hier werden bis zu 25 Euro pro Quadratmeter verlangt.
Seit 2020 haben sich die Angebotsmieten für Neubauten bundesweit um fast 38 Prozent erhöht. Inzwischen liegt der Durchschnitt bei 13,26 Euro je Quadratmeter, nach 9,63 Euro noch vor fünf Jahren.
Der Druck auf dem Wohnungsmarkt hat politische Sprengkraft. Die Mietpreisbremse verlängert bis 2029 verschärft das Problem zusätzlich: Sie bremst nicht nur die Renditeperspektiven von Investoren, sondern verringert auch die Mobilität der Mieter. Wer eine regulierte Altbauwohnung bewohnt, zieht nur selten in eine teurere Neubauwohnung um – dadurch konzentriert sich die Nachfrage auf das unregulierte Segment, wo die Preise weiter steigen.
Hinzu kommen steigende Baukosten durch staatliche Vorgaben zu Energieeffizienz, Lärmschutz und Parkraumbewirtschaftung. Investoren fürchten zudem, dass Neubauten bald ebenfalls in die Mietpreisbremse einbezogen werden könnten.
Die Misere beim Wohnungsbau schwächt nicht nur die soziale Balance, sondern auch die Wirtschaft: Mit einem Anteil von 6,5 Prozent am BIP ist die Bauwirtschaft ein wichtiger Konjunkturtreiber. Bleibt der Stillstand, könnte der Druck in der Bevölkerung weiter anwachsen – und der Ruf nach Verstaatlichung lauter werden.
Zusammenfassung:
- Wohnungsbau stagniert: Besonders bei Mehrfamilienhäusern, die für die Städte entscheidend sind, kommt der Neubau nicht voran.
- Dramatische Zahlen: Von knapp 381’000 genehmigten Wohnungen 2021 auf nur 215’000 im Jahr 2024; auch Fertigstellungen rückläufig.
- Mieten explodieren: Neubaupreise steigen seit 2020 bundesweit um fast 40 %. München bleibt Spitzenreiter mit über 22 €/m² im Schnitt, teils bis 25 €/m².
- Politische Folgen: Die Linke gewinnt Zuspruch mit Enteignungsforderungen. Das Thema wird wahlentscheidend.
- Mietpreisbremse als Bumerang: Sie senkt die Mobilität der Mieter, erhöht aber die Knappheit im Neubausegment.
- Investoren abgeschreckt: Hohe Zinsen, steigende Baukosten, staatliche Vorgaben und Unsicherheit über Regulierung.
- Wirtschaft belastet: Wohnungsbau steht für 6,5 % des BIP – sein Rückgang schwächt die Konjunktur.
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