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September 16, 2025
Kosten-Explosion beim Bau: Mieten in Neubauten bald unbezahlbar
Die Krise am deutschen Wohnungsmarkt verschärft sich. Trotz einer wachsenden Nachfrage nach Wohnraum sinkt die Zahl der Neubauten dramatisch. Nach Prognosen des ifo-Instituts werden im laufenden Jahr lediglich rund 205’000 Wohnungen fertiggestellt – nach etwa 250’000 im Jahr 2024. Für 2026 erwarten die Experten mit 185’000 Einheiten sogar ein 17-Jahres-Tief. Auch in den Jahren 2027 und 2028 ist mit kaum mehr als 190’000 Wohnungen zu rechnen.
„Die Situation am Wohnungsmarkt wird sich auf mittlere Sicht nicht ändern. Die Lage bleibt mindestens bis 2030 sehr angespannt“, erklärt ifo-Immobilienexperte Ludwig Dorffmeister.
Als Hauptursache gelten die stark gestiegenen Baukosten. Nach einer aktuellen Studie des Eigentümerverbands Haus & Grund haben sich die Preise für Rohbauarbeiten seit 2010 um 77 Prozent erhöht, für Ausbauarbeiten um 88 Prozent. Die Preise für Bauland legten im gleichen Zeitraum sogar um fast 180 Prozent zu – bei einer allgemeinen Inflationsrate von lediglich 35 Prozent.
Für Investoren und private Bauherren bedeutet dies: Neubauprojekte lassen sich wirtschaftlich kaum noch realisieren. In vielen Fällen müssten Kaltmieten von über 25 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, um die Kosten zu decken – ein Niveau, das für breite Bevölkerungsschichten nicht mehr tragbar ist.
Konkrete Beispiele verdeutlichen die Dimension:
- In Hannover kostet der Bau eines Vierfamilienhauses rund 2481 Euro pro Quadratmeter – das entspricht Kaltmieten zwischen 25 und 27,50 Euro.
- In Hamburg liegen die Baukosten für ein Fünffamilienhaus bei 3249 Euro pro Quadratmeter. Daraus ergeben sich rechnerische Mieten zwischen 33,80 und 36,20 Euro pro Quadratmeter – also bis zu 3620 Euro Kaltmiete für eine 100-Quadratmeter-Wohnung.
Branchenvertreter schlagen Alarm. Haus-&-Grund-Präsident Kai Warnecke fordert eine deutliche Ausweitung von Bauland sowie die Streichung kostentreibender Bauvorgaben. „Die Politik muss gegensteuern und die Baukosten deutlich senken. Schon der Wegfall der Stellplatzpflicht würde einen großen Kostenblock beseitigen.“
Auch die Wohnungswirtschaft sieht dringenden Handlungsbedarf. Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbands GdW, spricht von einem „dysfunktionalen“ System. Er fordert, Bund und Länder müssten abweichende Standards zulassen, um die Baukosten wieder auf ein tragfähiges Niveau zu bringen.
Ohne eine grundlegende Reform droht die Schere zwischen Neubaukosten und bezahlbaren Mieten weiter auseinanderzugehen – mit gravierenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Zusammenfassung:
- Wohnungsbau bricht ein: Prognose für 2025 nur 205’000 Fertigstellungen; 2026 mit 185’000 auf 17-Jahres-Tief.
- Aussicht: ifo erwartet bis mindestens 2030 keine Entspannung.
- Kostenexplosion: Seit 2010 +77 % bei Rohbauarbeiten, +88 % bei Ausbauarbeiten, +180 % bei Bauland (Inflation insgesamt: +35 %).
- Folge: Neubauten nur mit Kaltmieten von über 25 €/m² rentabel. In Hamburg wären bis zu 36 €/m² erforderlich.
- Branchenforderungen: Mehr Bauland, Abbau von Vorgaben (z. B. Stellplatzpflicht, strenge Standards).
- Bewertung: System gilt als „dysfunktional“ – Reformen dringend notwendig, um Neubau wieder bezahlbar zu machen.
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